Drei Romantic-Fantasy-Kurzgeschichten
Kathy hatte immer noch das Gefühl jeden Moment in Ohnmacht fallen zu müssen.
Oder zu hyperventilieren.
Oder doch zu sabbern?
So viele Auswahlmöglichkeiten und sie konnte sich beim besten Willen nicht entscheiden. Sicher war aber, dass sie dem schönsten Mann der Welt gegenübersaß – und der sich mit ihr unterhielt. Es war ihr ein Rätsel, wie sie es schaffte, ihm halbwegs intelligente Antworten zu geben, da eine Gehirnzelle nach der anderen in einem Cocktail aus Hormonen ertränkt wurde.
„Und du arbeitest in einer Softwarefirma?“, fragte Eric und beugte sich ein Stück weiter nach vorn. Die gedimmte Beleuchtung in dem kleinen Restaurant brachte seine dunklen Augen zum Funkeln und schimmerte auf seinen Haaren. Der Hauch seines Aftershaves wehte zu Kathy hinüber und sie musste sich zwingen nicht tief und genüsslich einzuatmen.
Stattdessen sah sie etwas verlegen auf ihr Wasserglas und murmelte: „Das hört sich so interessant an, aber eigentlich sitze ich nur im Büro.“
„Sag das nicht so“, wies Eric sie an und zwinkerte ihr zu. „Ich wette, dass alle anderen vollkommen aufgeschmissen sind wenn du nicht da bist. Oder?“
„Schon möglich“, lachte Kathy und begann von dem Chaos zu erzählen, das sie vorgefunden hatte als sie sich im vorigen Monat eine Erkältung eingefangen und drei Tage das Bett gehütet hatte. „Du hättest das Gesicht meiner Chefin sehen müssen.“ Sie kicherte vor sich hin. „Sie hat mir einen Jahresvorrat von meinem Lieblingstee hingestellt und mich angefleht nie wieder krank zu werden.“
Ein warmes, dunkles Lachen von Eric, das seine breiten Schultern beben ließ. „Siehst du, habe ich es doch gewusst.“
Sie lächelte und nahm einen Schluck Wasser, um ihre trockene Kehle zu befeuchten. Warum musste er nur so heiß aussehen? Eric war groß, hatte dunkle Haare und dunkle Augen und ein fast beängstigend perfektes Gesicht – nur eine kleine Narbe an seiner Unterlippe bewies, dass er tatsächlich ein Mensch war und keiner der Halbgötter, die immer wieder mal einen Abstecher in die Welt machten. Denn so schön sie auch waren, die Halbgötter waren gefährlich für die Menschen. Wer sich mit ihnen einließ, endete nicht selten unter der Erde. Menschen waren für sie Mittel zum Zweck. Meist als Zutat für sehr blutige Rituale.
Es gab unzählige Horrorgeschichten über sie, eine schlimmer als die andere. Sie waren nicht so leicht zu erkennen, außer dass sie makellos schön waren. Aber obwohl Eric aussah wie aus einer anderen Welt, die Narbe verriet seine menschliche Abstammung. Kein Halbgott war derart gezeichnet. Und Kathy glaubte auch nicht, dass je einer in einem Supermarkt gesehen worden war.
Wo er die Narbe wohl her hatte? Von einem Unfall? Oder einer Prügelei? Die Vorstellung war irgendwie heiß, dass er sich mit irgendwem geprügelt hatte. Kathy seufzte innerlich - sie hatte schon immer eine Schwäche für die vermeintlichen Bad Boys gehabt.
Daher war es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen Erics Einladung abzulehnen. Sie hatte es erst für einen schlechten Scherz gehalten, als er sie beim Einkaufen angesprochen hatte. Sie hatte sich gerade den Kopf zerbrochen, ob sie noch genügend Nudeln daheim hatte oder nicht – sie neigte dazu, unzählige angefangene Packungen zu horten – da hatte eine tiefe Männerstimme sie aus ihren Gedanken gerissen.
Er hatte gefragt, ob er sie kurz stören könnte, und sie wollte schon ansetzen ihm schonend beizubringen, dass sie keine Ladenangestellte war, doch er hatte sie mit diesem sexy-schiefen Lächeln angesehen und sie nach ihrer Telefonnummer gefragt.
Und Kathy war auch nur eine Frau: Wenn so ein Prachtexemplar vor einem stand, dann lächelte man, nickte und hoffte sich an die Nummer erinnern zu können.
Dieser surreale Moment war nun zwei Tage her, es war Freitagabend und Eric war tatsächlich zu dem kleinen, neuen Restaurant gekommen, das sie ihm als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Halb hatte Kathy schon damit gerechnet, abserviert zu werden.
Nicht, dass sie nicht hübsch war – braune Locken, grüne Augen, schmale Taille, etwas zu runde Hüften – aber sie war auch nicht das Kaliber, das für gewöhnlich das Beuteschema von Typen wie Eric war. Naja, zumindest bis jetzt nicht.
„Hey, bist du noch da?“
Erschrocken fuhr Kathy zusammen. „Tut mir leid, ich war ein bisschen in Gedanken. Die Woche war ziemlich aufreibend“, flunkerte sie.
„Möchtest du mir davon erzählen?“
In Kathys Blut schien eine Champagnerflasche entkorkt worden zu sein. Lächelnd berichtete sie Eric von ihrer verrückten Woche, von dem anstrengenden Kollegen im Büro und dem kleinen Kaffeedesaster, das ihre Chefin angerichtet hatte.
Sie lachten, scherzten, tauschten sich aus und der Abend verflog so schnell, dass Kathy sich vorkam wie in einem der vielen Paralleluniversen, die es noch gab. Obwohl sie als Normalsterbliche nie ein solches betreten würde. Aber so musste es dort sein.
Draußen war es schon lange dunkel geworden, als der Kellner vorbeikam und ihnen das Dessert brachte, welches zu dem Menü gehörte, für das sie sich entschieden hatten.
Kathy sah auf und blinzelte überrascht – so hellblaue Augen hatte sie noch nie bei einem Menschen gesehen. Sie hatte den Kellner bisher gar nicht beachtet, da ihre Nervosität so groß gewesen war, dass selbst ein Schaf sie hätte bedienen können und sie hätte es nicht registriert.
Jetzt konnte sie fast nicht ihren Blick von den hellen Augen des Mannes abwenden, der etwa in ihrem Alter sein müsste. Ihr Herz geriet tatsächlich ins Stolpern, so intensiv sah der Mann sie an. Sie hatte das Gefühl unter diesem Blick anzufangen zu dampfen.
Er war groß, schlank und hatte dunkelblonde Locken, die sich dick und eigenwillig kringelten. Hatten denn neuerdings alle in der Gen-Lotterie gewonnen?
Peinlich berührt, weil sie sich schäbig vorkam einen anderen anzuschmachten, während sie ein Date mit einem ebenso attraktiven Mann hatte, zwang sich Kathy, den Blick auf die Tischplatte zu senken.
Ein kleines Kunstwerk aus Schokolade, lockerer Sahne und Mangoscheiben wurde vor Kathy abgestellt und sie konnte das selige Seufzen nicht unterdrücken, was Erik zum Lachen brachte. Ihm servierte der Kellner eine Schale mit kunstvollverzierter Schokoladenmousse, die aussah, als bestehe sie aus Sünde und nichts sonst.
„Lass es dir schmecken“, sagte Eric. Kathy zwang sich wegzusehen, als er einen Löffel der Mousse zwischen seine schönen Lippen schob. Ihre Hormone spielten eindeutig verrückt.
Mit hochroten Wangen griff sie nach der kleinen Gabel – und runzelte die Stirn. Unter dem Besteckstück lag ein kleiner Zettel, der seltsam fehl am Platz wirkte. Im Gegensatz zu der sonstigen Einrichtung – gemütlich aber mit Stil – sah er aus wie hastig abgerissen, wie von einem Notizblock.
Als sie danach griff, war tatsächlich etwas darauf gekritzelt. Kathy wollte es schon als Versehen abtun, da ganz offensichtlich unbeabsichtigt ein Schmierzettel bei ihrem Dessertteller gelandet war, bis sie ihn neugierig auffaltete und las.
Kathleen, er ist ein Halbgott! LAUF!
„Alles in Ordnung mit dir? Stimmt etwas mit deinem Dessert nicht?“ Erics Stimme drang wie durch Watte an Kathys Ohren. Würde sie jetzt ohnmächtig werden?
Mit klopfendem Herzen zwang sie sich hochzusehen, in Erics freundliche, dunkle Augen – und auf die Narbe an seiner Unterlippe. Wie war das möglich?! Halbgötter hatten keine Narben. Sie wandte sich nach dem Kellner um, doch der war schon wieder verschwunden.
Sollte das ein schlechter Scherz sein?
„Kathy?“, versuchte es Eric nochmal, dieses Mal klang er besorgt. „Du bist ganz blass geworden.“
„Meine Bandscheibe hat sich gerade gemeldet“, log sie schleppend. „Das kommt vom vielen Sitzen im Büro. Entschuldigst du mich kurz?“
Ein besorgter Blick von Eric. „Aber natürlich.“
Sie zwang sich zu einem Lächeln, stand auf und ging leicht gebeugt in Richtung Toiletten. Den Zettel in ihrer geballten Faust. Als sie um die Trennwand gegangen war, die den Speiseraum abtrennte, ging sie schnellen Schrittes zur Küche statt zu den Toiletten.
Kathys Herz drohte ihr den Brustkorb zu sprengen und ihre Haut kribbelte, so viel Adrenalin peitschte durch ihre Adern. Eric, ein Halbgott?! Wirklich?
Mit zitternden Fingern stieß sie die Tür zur Küche auf und rannte direkt in den blonden Kellner hinein. Atemlos schwenkte sie den Zettel vor seinem Gesicht und krächzte: „Ist das wahr?“
„Über so etwas macht man keine Scherze“, sagte er und seine tiefe Stimme strich wie raue Seide über ihre Sinne.
„Nein, ganz sicher nicht!“, erwiderte Kathy. „Woher weißt du das? Und warum kennst du meinen Namen?“
„Joshua ist ein Hexer“, sagte eine weibliche Stimme aus den tiefen der Küche. Kurz darauf stand neben dem blonden Mann eine ältere Frau, deren graumelierte Haare zu einem strengen Pferdeschwanz nach hinten gebunden waren. Ein großer, roter Saucenfleck prangte an ihrem Revers. Sie musterte Kathy eingehend, während sie sich die Hände an einem Küchentuch abrieb.
„Gail… Musste das sein?“, murmelte der Kellner, der offenbar Joshua hieß. Und ein Hexer war. Obwohl es vollkommen verrückt war, entspannte sich Kathy.
„Meine Mutter und meine Großtante sind auch Hexen“, erzählte sie. „Mich hat die Gabe übersprungen.“
„Hat sie nicht“, widersprach Joshua. Er griff blitzschnell nach ihrer Hand – und kleine Funken stoben dort in die Luft, wo sich ihre Finger berührten.
„Himmel Herrgott!“
„Der hat nur wenig mit dem Handwerk zu tun“, schnaubte Gail, die Köchin und grinste.
Kathy schwirrte der Kopf und sie umklammerte Joshuas Hand fester. Sie hatte immer geglaubt, dass sie kein Hexenblut geerbt hatte. Ihr war kein einziger der Zauber ihrer Mutter oder ihrer Großtante gelungen. Und sie hatten es oft versucht ihr näher zu bringen. Als sie nach ihrem dreizehnten Geburtstag noch immer keines der vielen Hexentalente gezeigt hatte, war sie offiziell als Mensch klassifiziert worden.
Aber scheinbar war sie ein echter Spätzünder.
Von all den Dingen, die Kathy im Kopf herumschwirrten und den Fragen, die sie hatte, purzelte ihr dann über die Lippen: „Eric kann kein Halbgott sein.“
„Er ist einer, ganz sicher“, sagte Joshua kalt, ein unheilvoller Schleier legte sich über seine blauen Augen. Sein Griff um ihre Hand verstärkte sich. „Seine Aura fühlt sich genauso an und er hat das Rosmarinbrot nicht angerührt.“
„Viele Menschen mögen keinen Rosmarin“, entgegnete Kathy, der selbst bei ihrer momentanen Gemütslage bei dem Gedanken an das köstliche Brot warm in der Brust wurde. „Nur weil Halbgötter ihn nicht berühren können heißt das nicht, dass Eric einer von ihnen ist. Nein, er ist ein Mensch. Außerdem hat er eine Narbe an der Lippe.“
Plötzlich stand Gail ganz dicht vor ihr. „Wo genau?“
„H-hier“, stammelte Kathy und hob ihre freie Hand, um sich mit dem Zeigefinger über die Unterlippe zu fahren.
„Joshua!“, murmelte sie eindringlich und sah zu dem schönen blonden Hexer hoch, der noch immer Kathys andere Hand hielt.
War das seltsam? Oder in Ordnung? Kathy konnte es beim besten Willen nicht sagen, denn dafür war in ihrem Gehirn zu viel Durcheinander. Wie Kleidung in einer Wäschetrommel flogen sie hin und her und ließen sie keinen klaren Gedanken fassen.
„Ich weiß“, erwiderte er unheilvoll. „Wir müssen etwas unternehmen. Hast du alles da?“
Ein knappes Nicken der Köchin, ehe sie zurück hinter den Tresen ging.
„Was wollt ihr denn gegen einen Halbgott ausrichten?!“ In Kathy drohte sich die ganze Anspannung in einem hysterischen Lachanfall auszudrücken.
Joshua sah wieder zu ihr, ein kleines Lächeln auf den Lippen. „Wir tun gar nichts – du wirst das erledigen.“
„Ihr seid doch verrückt“, entfuhr es Kathy und sie machte sich von ihm los. Sofort fühlten sich ihre Finger eiskalt an, doch sie ignorierte das Missempfinden. Stattdessen deutete sie zur Tür und zischte: „Da draußen sitzt mein Date, der zwar wirklich heiß ist, aber ein Mensch. Kein Halbgott hat einen Makel! Und selbst wenn er einer wäre, niemand kann etwas gegen Halbgötter tun!“
„Du schon“, beharrte Joshua. Bevor sie widersprechen konnte, sagte er: „Deine Magie ist anders und genau deswegen hat Kevaros dich ausgesucht. Er ist der einzige der Halbgötter, der eine Narbe hat, genau da wo du es beschrieben hast. Und weist du woher er sie hat?“
Schwach schüttelte Kathy den Kopf.
„Von einer Elementar-Hexe, so wie du es eine bist. Ihr seid unglaublich selten. Diese Funken, wenn ich dich berühre“, er griff wieder nach ihrer Hand und abermals stoben die winzigen Blitze in die Luft, „die sind der Beweis.“
„Woher weißt du das alles?“, fragte Kathy schwach, den Blick noch immer auf ihre verschränkten Finger gerichtet.
„Eine meiner Ahninnen war auch eine Elementar-Hexe.“
„Hier ist das Pulver“, sagte Gail und hielt ihr ein kleines Tütchen entgegen. „Nimm das mit zurück an deinen Tisch und streu es unauffällig auf den Boden. Dann zeichnest du mit dem linken Fuß ein Pentagramm hinein. Du weißt wie das geht?“
„Ich bin nicht dämlich.“
„Das hat auch niemand behauptet“, entgegnete Joshua. „Keine Sorge, es wird funktionieren. Du schaffst das schon. Du darfst dir nichts anmerken lassen.“
Mit diesen Worten trat er hinter sie, legte die Hände auf ihre Schultern und schob sie zur Küchentür hinaus. In dem kleinen, dämmrigen Flur beugte er sich hinunter und flüsterte dicht an ihrem Ohr: „Keine Sorge Kathleen, du schaffst das. Ich passe auf dich auf.“ Seine Lippen streiften ihre Ohrmuschel, ehe er ihr einen kleinen Schups Richtung Hauptraum gab.
Wie im Autopiloten setzte Kathy einen Fuß vor den anderen, abwechselnd von heißen und kalten Schauern durchrieselt. Sie? Eine Elementarhexe? Wenn das stimmte, dann war der vermeintliche Halbgott an ihrem Tisch nicht nur hinter ihrem Leben her. Als wäre das nicht schon schlimm genug.
Und auch wenn Kathy noch immer nicht ganz glauben wollte, dass Eric eine dieser herzlosen Kreaturen war, so wollte sie doch nicht die Probe aufs Exempel machen.
Also setzte sie sich wieder diesem schönen Mann gegenüber, log etwas vor, von wegen ihr tat es leid, ihn so lange allein gelassen zu haben, aber ihre Dehnübungen hätten geholfen, und hielt gleichzeitig das Tütchen unter der Tischdecke in ihren klammen Fingern.
„Freut mich, dass es dir wieder besser geht“, erwiderte Erik und lächelte gewinnend.
War da eine Spur Wahnsinn in seinen dunklen Augen? Das Leuchten der unsterblichen Grausamkeit? Wieder huschte Kathys Blick auf die kleine Narbe in seiner Unterlippe und wo sie vorher noch ein heißes Kribbeln verspürt hatte, so verwandelte sich jetzt ihr Inneres in Eis.
„Hoffentlich schmeckt dein Dessert noch.“
„Bestimmt“, murmelte sie und griff nach der Gabel. Sie lauschte Eric, wie er von einem Buch schwärmte, das er gelesen hatte – und wusste nicht genau, wie sie es schaffte interessiert zu nicken, ihr Dessert zu essen und gleichzeitig das Pulver auf den Boden zu streuen.
Es wird nichts passieren, sagte sie sich und begann mit der Spitze ihres linken Highheels das Pentagramm zu zeichnen. Mochte sie als Mensch klassifiziert sein – ob fälschlicherweise oder nicht – sie war in einem Hexenhaushalt aufgewachsen. Gail musste keine Sorge haben, dass sie nicht wusste, wie man ein Fünfeck zeichnete.
Ihr Fuß kehrte zum Ausgangspunkt des Pentagramms zurück… und es geschah nichts.
Sie atmete erleichtert aus und ließ sich gegen die Stuhllehne sinken. Na warte, sie würde diesem Joshua etwas husten, dass er sie so in Angst und Schrecken versetzt hatte. Ganz zu schweigen von dem Unfug, dass sie eine Hexe wäre.
Lächelnd sah Kathy von ihrem Dessert auf, wollte Eric etwas sagen, doch wieder blieben ihr die Worte im Hals stecken.
Das Pentagramm hatte funktioniert, wenn auch nicht so, wie sie vielleicht erwartet hatte. Denn statt einen großartigen Zauber auszulösen, irgendetwas Spektakuläres oder zumindest offensichtlich Wirkungsvolles, so hatte es den Mann ihr gegenüber in Starre versetzt.
Nur die dunklen Augen waren noch voll Leben. Und Hass. So viel Hass, dass Kathy unwillkürlich aufsprang und zurückwich.
Alle Gespräche im Raum verstummten, als ihr Stuhl laut auf den Boden knallte. Gleich darauf trat Joshua neben sie, während Gail die Gäste um Ruhe bat. Murmeln und Tuscheln brandete um sie auf, doch Kathy hörte das gar nicht. Sie erwiderte noch immer Erics, nein Kevaros‘ boshaften Blick.
Warme Hände auf ihren Schultern, eine feste Brust in ihrem Rücken.
„Das hast du wunderbar gemacht Kathleen“, sagte Joshua und schon wie die Male davor verwandelte seine tiefe Stimme ihren Namen in eine sinnliche Aneinanderreihung von Silben. Außerdem kribbelte wieder die Energie über ihre Haut, da seine Finger an ihren nackten Armen hinunterstrichen.
Joshua hielt erst inne, als er seine Hände auf ihre gelegt hatte und sie vor ihren Körper hob. „Jetzt formst du deine Hände zu einer flachen Schale und bläst über die Handflächen, genau in die Richtung des Halbgottes. Stell dir dabei vor du würdest Staub fortblasen.“
Wie in Zeitlupe kam Kathy seiner Aufforderung nach, hob die Hände und hauchte darüber. Sofort begann die Gestalt des Halbgottes zu verblassen und mit jedem weiteren Ausatmen verschwand er mehr. Das Raunen um sie herum wurde lauter, sie fühlte das Gewicht der Blicke auf sich aber Kathy konzentrierte sich ganz auf Joshua hinter ihr, seine warmen Hände auf ihren.
Und auf die unbekannte und doch so vertraute Magie, die in ihrem Blut sang.
„Sehr gut Kathleen“, sagte Joshua sanft, als der Halbgott verschwunden war. Er drehte sie zu sich um und führte ihre Hände an seine Lippen.
„Wo ist er hin?“ Kathy spürte, wie ihr leicht schwindelig wurde, ob von dem Zauber oder von Joshuas zärtlicher Geste konnte sie nicht sagen.
„Er ist zurück in seiner Dimension. Nur die Zauber von Elementar-Hexen wirken an ihnen.“
„Aha.“
„Du wirst es lernen“, versicherte er ihr und zwinkerte, was ein Kribbeln in Kathys Magen auslöste. „Du fällst mir doch jetzt nicht in Ohnmacht?“
Kathy presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
„Sehr gut.“ Mit diesen Worten beugte sich Joshua zu ihr hinunter und küsste sie. Applaus brandete durch das Restaurant, fast ekstatische Jubelrufe und erleichtertes Gelächter.
Aber Kathy bekam es gar nicht mit. Seufzend erwiderte sie Joshuas Kuss, legte die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Kleine Blitze jagten über ihre Haut.
Und obwohl sie um ein Haar das Opfer eines Halbgottes geworden war, obwohl sie festgestellt hatte doch eine Hexe zu sein und besagter Halbgott sicher Jagd auf sie machen würde, fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben alles perfekt an.
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